Carina Neumer verlässt das Phönix Theater, Julia Sattler übernimmt aktuell alleine die Leitung.
29.08.2024 07:09
Ein emotionales Adieu
Neuerung beim Phönix Theater in Steckborn
Sie waren ein perfektes Dreamteam. somit ist der Weggang von Corina nicht nur beruflich sehr schade, sondern auch emotional für uns beide.» Julia A. Sattler und Carina Neumer waren schon vor Stellenantritt vor zwei Jahren Freundinnen. Die Zusammenarbeit als Co-Leiterinnen des Phönix Theaters stärkte ihren Bund noch mehr.
Steckborn Als Nachfolgerinnen vom Gründer Philippe Wacker gaben die beiden Vollgas. Nicht nur beim Spielbetrieb: Aktuell wird das denkmalgeschützte Haus isoliert. Sie führten eine Publikumsanalyse durch, sorgten dafür, dass das Phönix eine Heizung bekommt, schafften es, nebst dem treuen bisherigen Publikum auch neue Gäste ins Theater zu bringen und dies alles nebst eigenen Projekten. Dazu reichten sie ein Projekt im Rahmen eines Transformationsprojektes aus Corona-Zeiten ein und schafften es, bei der Erneuerung des Leistungsvertrages mit dem Kanton höhere Beiträge zu erhalten. «Es waren oft 12-Stunden-Tage und wir liebten unsere gemeinsame Arbeit.» Auf vielen Hochzeiten zu tanzen, sei herausfordernd und auf die Länge könne man bei einem solchen Pensum nicht mehr allen Aufgaben gerecht werden. So entschied sich Carina Neumer schweren Herzens, das Phönix zu verlassen und den Fokus auf die Leitung der Schaffhauser Kulturtage sowie ihrer eigenen Tanzkompanie zu legen. Aktuell hat Julia A. Sattler ihr Pensum auf 60 Prozent erhöht und leitet das Theater ausser einer niederprozentigen Administrationsstelle alleine. Mehr liege nicht drinnen da sie nebst ihrem Herzensprojekt dem Phönix noch weitere Aufgaben habe. 2025 werden intern Ideen für eine Umstrukturierung besprochen.
Wie eine zweite Familie
Trotz Dreamteam kam es für Julia A. Sattler nicht in Frage sich ebenfalls aus der Leitung zu verabschieden. Dafür sei ihr das Phönix in den zwei Jahren zu fest ans Herz gewachsen. «All die Beteiligten, im Speziellen all die freiwilligen Helferinnen und Helfer sind mittlerweile zu meiner erweiterten Familie geworden», sagt sie und lächelt. Die Ausrichtung des Programms haben Carina und sie grösstenteils weitergefahren wie unter der alten Leitung. Das Feedback der Phönix-Freunde zeige, dass eine Tendenz für jüngere Kunst spürbar sei. Die bisherigen Zuschauenden sollen weiterhin den Phönix-Spirit spüren, doch müsse man auch an die Zukunft und somit an ein jüngeres Publikum denken. So wird die Bühne neu auch Poetry-Slam Künstlerinnen und Künstlern wie Lara Stoll geöffnet. Dazu finden Figurentheater Platz im Programm sowie Aufführungen für Kinder und Schulklassen. Der Hauptfokus liege weiterhin auf dem zeitgenössischen Tanz. «Mein Steckenpferd». Ergänzt mit Konzerten und Kleinkunst. «Ob sie es nicht vermisse, selbst auf der Bühne zu stehen, frage ich die Tänzerin. «Tanzen ist ein Hochleistungssport, der Körper verändert sich mit den Jahren und in meinem Alter ist die aktive Tanzkarriere oft bereits vorbei.» Als Julia erzählt, dass «ich au scho 34 bi», muss ich laut lachen und stimmt mit ein. «Es ist anders als in Sportarten auf Profiniveau wie z.B. im Fussball, wo die Spielerinnen und Spieler von Physiotherapeuten und Fitnesstrainern begleitet werden.» Im Tanz sei man mehr auf sich selber gestellt. Talentierte Tänzerinnen und Tänzer in der ganzen Schweiz zu suchen, sei ebenfalls spannend. Dass sie nebst Tanz Kulturmanagement studierte, kommt ihr bei ihrer Anstellung natürlich zugute. So reist sie im Land umher, besucht Theater, Tanzvorstellungen und Kleinkünstler. Schaut sich stundenlang Youtubevideos von Tanzcompanies an, sichtet Bewerbungen oder geht aktiv auf Künstlerinnen und Künstler zu die: «wir unbedingt bei uns haben wollen.» So auch die Company Idem, welche diesen Herbst interessierte Laien einlädt, Teil ihrer professionellen Tanzgruppe zu werden und mit ihnen im Dezember im Phönix aufzutreten. «Phu, ansonsten ist es schwierig, ein einzelnes Highlight rauszupicken.» Nebst all den anderen Künstlern seien Gäste wie Christian Jott Jenny, der mit dem Zürcher Staatsorchester anreist, die «etwas andere» Vollmondbar im November oder das Ensemble vom TanzPlan Ost, welche das Publikum bei einem zweiteiligen Tanzabend überrascht, schon besonders kulturelle Leckerbissen.
Von Desirée Müller